St. Martini Kirche
Im Mittelalter gab es in Stadthagen eine Anzahl kirchlicher Gebäude, von denen die St. Martini-Kirche die eigentliche Pfarrkirche war, der Stolz der Stadthäger Vorfahren und der Mittelpunkt kirchlichen Lebens. Bereits 1230 wird eine Kirche erwähnt, die, weil zu klein geworden, 1318 Platz für eine größere Kirche machen mußte. Von diesem Gebäude sind noch heute der 42,3 m hohe Turm mit seinen dicken Mauern, der das gesamte Stadtbild beherrscht, und ein Teil der Ummauerung vorhanden. Aus verschiedenen Bauperioden des Mittelalters stammt die dreischiffige gotische Hallenkirche mit drei Anbauten. An der Südseite steht das 1430 errichtete Beinhaus, heute Heizungsraum und Aufgang zum Turm, an der Nordseite die Trinitatiskapelle, die um 1544 errichtet worden ist und heute Ehrenmal für die in beiden Weltkriegen Gefallenen der Martini-Gemeinde sowie Aufgang zur Fürstenloge ist. Weiter östlich an der Nordseite steht die 1541 errichtete Sakristei. Die Jahreszahl steht über einem
jetzt zugemauerten Fenster. Heute ist sie Kapellenraum. In diesem Anbau befindet sich eine Piscina, ein Ausguss für das Taufwasser, das alljährlich einmal in der Osternacht erneuert und geweiht wurde. Sehenswert ist auch das alte Triptychon (Altargemälde) aus drei Teilen: Kreuztragung, Kreuzigung und Auferstehung.
Beim Betreten der Kirche durch den Haupteingang fällt der erste Blick auf das im Turmdurchgang hinter einem sehr schönen schmiedeeisernen Gitter stehende 4,5 m hohe und 9 m breite steinerne Grabdenkmal des Grafen Otto IV
(1544 bis 1576) inmitten seiner beiden Frauen. Es wurde im Jahre 1581 von seiner zweiten Frau Elisabeth Ursula von Braunschweig-Lüneburg eingeweiht. Graf Otto führte die Reformation ein und ließ auch das Schloss bauen.
Der erste evangelische Prediger war Jacob Dammann, der 1558 als Hofprediger und kurze Zeit später auch als Stadtprediger nach Stadthagen kam. Sein Bild hängt an der Südwand. Weiter sind im Durchgang zwei Begräbnistafeln
aus den Jahren 1539 und 1559 zu sehen; rechts für Ludolph Bulle, links für Christoph von Münchhausen. Links vom Turmdurchgang ist die Fürstenloge, angelegt vom Grafen Otto IV mit seinem Wappen und das seiner
beiden Frauen, sowie das Wappen des Fürsten Georg (1893 bis 1911) und seiner Frau zu sehen. Die übrigen Felder zeigen die Apostel und Christus als Erlöser und Heiland.
Rechts die von Oheimbsche Loge aus dem Jahre 1700 mit zwei Wappen von je zwei Engeln in einem Kranze gehalten.
Im Mittelschiff hängt an einer Kette in Lebensgröße Christus am Kreuz. Neben ihm stehen Maria und Johannes. Ein wertvoller spätgotisches Werk mit Renaissanceformen am Fußbalken.
Das kostbarste Ausstattungsstück innerhalb der Kirche ist der Altar, der 1460 in einer flandrischen Werkstatt hergestellt wurde. Er bildet, aus mehreren Teilen zusammengesetzt, ein künstlerisch harmonisches Ganzes.
Im Jahre 1585 auf Veranlassung und auch auf Kosten des Kanzlers von Wietersheim amgebaut und um die Hälfte vermindert. Die beiden äußeren Nieschen -Judaskuss und Auferstehung- wurden entfernt und in einem
neuen, reichverzierten oberen Aufbau im Renaissancestil eingesetzt.
In der Mitte ein alabasternes, marmorähnliches Täfelchen, das ebenfalls die Kreuzigung zeigt und darüber die Auferstehung Christi und Gottvater.
Am oberen Teil vermerkte der Kanzler von Wietersheim in einer lateinischen Inschriftentafel, dass sie zum Gedächtnis seiner verstorbenen Frau gestiftet sei. Darunter die Inschrift: "Sihe das ist Gotteslamb welches der
Welt Sünde tregt. Das Blut Jesus Christi machet uns rein von aller Sünde." In der anderen Abteilung sehen wir die Geisselung, Kreuztragung, Jesus am Kreuz und die beider Schächer, Kreuzabnahme und Grablegung.
Darunter steht: "Also hat Gott die Welt geliebet, das er seinen eingeborenen Sohn gab, auff das alle die an ihn glauben nicht verloren werden sondern das ewige Leben haben. Johannes am III Anno Christi MDC XXX V"
Die Kanzel aus dem 16. Jahrhundert zeigt neben Christus als Weltherrscher Paulus mit Schwert und Buch, Johannes schreibend mit Adler, Lucas schreibend mit einem Stier, Markus mit den Löwen, Matthäus mit dem
Engel. Unter jedem der Bilder ist ein bärtiger Kriegerkopf sowie das Nesselblatt der Schaumburger zu sehen. Zwei lateinische Inschriften weisen auf die Bilder hin.
Unter der Kanzel steht ein Armenkasten, Stiftung des Kanzlers von Wietersheim aus dem Jahre 1550, der noch heute sonntäglich benutzt wird. Die lateinische Inschrift weist auf den Stifter hin.
An der Südwand hängen Bilder früherer Pfarrer und an der Nordwand Monumente aus der Zeit um 1590.
Das in Bronze gegossene Taufbecken mit einem kunstvoll gearbeiteten Gitter ist ein Geschenk der Landsbergschen Familie aus dem Jahre 1578.
Bemerkenswert sind auch die Reliefbilder aus dem 13. Jahrhundert, die früher an der Südwand des ehemaligen Beinhauses eingelassen waren. Jetzt hängen sie links im Turmdurchgang.
Direkt hinter der Kirche befindet sich das Mausoleum. Es ist auch nur von der Kirche zu erreichen.